Am letzten Dienstag fand der 11. Twittwoch Rhein-Main während der Email-Expo in Frankfurt am Main statt. Wie jetzt? Dienstag und Twittwoch, das passt irgendwie nicht zusammen. Twittwoch setzt sich doch schließlich aus Twitter und Mittwoch zusammen. Aber die Ausnahme bestätigt bekanntlich die Regel und deshalb findet einmal im Jahr, nämlich während der Email-Expo, der Twittwoch an einem Dienstag statt und wird kurzerhand zum Twienstag. Für mich war es der zweite Twittwoch, an dem ich teilgenommen habe.
Was ist eigentlich ein Twittwoch?
Ich gehe davon aus, dass nicht alle meine Leserinnen und Leser schon vom Twittwoch gehört haben. Thomas Pfeifer von Gruenderszene.de erklärt im nachfolgenden Video kurz und knapp, was darunter zu verstehen ist:
Der 11. Twittwoch Rhein-Main stand unter dem Thema „Digital Marketing und Social Media“ mit drei sehr spannenden Vorträgen. Getwittert wird immer unter dem Hashtag #twrm.
1. Vortrag: Dr. Torsten Schwarz, Geschäftsführer der marketing-BÖRSE GmbH, Gründer Absolit Dr. Schwarz Consulting und Herausgeber von Online Marketing Experts – Expertenportal mit Fachinformationen
Seit ich mich mit Online- und E-Mail-Marketing beschäftige, bin ich Leserin von Dr. Torsten Schwarz‘ E-Mail-Newsletter und freute mich natürlich sehr, dass ich ihn nun einmal live erleben konnte. Dennoch ordnete ich ihn bisher immer in die Ecke E-Mail-Marketing ein und fragte mich, was er uns zu Social Media erzählen möchte.
Ganz zu Beginn fragte er in die Runde, ob wir denn neben Twitter auch noch andere soziale Netzwerke nutzen würden. Er selbst wäre schon sehr lange bei Twitter und begeistert von diesem Medium. Das er seinen Twitter-Account schon sehr lange hat, erkennt man u.a. daran, dass sein Twittername sehr kurz ist – @DocS. Kurze Namen sind bei einem Nachrichtendienst bei dem in 140 Zeichen kommuniziert wird, sehr beliebt. Und waren dementsprechend auch schnell vergriffen.
Seine Begeisterung für Twitter kann ich ihm allerdings nicht ganz abnehmen. Hätte man mich gefragt, wie ich das Twitter-Verhalten von Dr. Torsten Schwarz einschätze, so hätte ich geantwortet: Dabei ist er, aber es ist nicht sein Medium erster Wahl. Warum? Seit April 2007, also 7 Jahre, ist er auf Twitter und hat dabei gerade einmal 2.103 Tweets (Stand: 19. Mai 2014) veröffentlicht – das ist nicht wirklich viel.
Twitter, der arabische Frühling und sein neues Business Portal
Aber darum ging es in seinem Vortrag auch nicht. Er erzählte uns vom arabischen Frühling und wie er dazu kam das Portal www.egypt-business.com aufzubauen. Wir alle erinnern uns: der arabische Frühling und die Organisation der Protestierenden war sehr durch die sozialen Medien geprägt. Nicht, weil in den sozialen Medien darüber berichtet wurde, das auch, aber vor allen Dingen, weil man sich über Facebook und Twitter organisierte. Dr. Torsten Schwarz erkannte, wie social media affin die Ägypter waren und startete just zu diesem Zeitpunkt das oben genannte Portal, ein Informationsportal, ähnlich dem des Handelsblattes. Interessante Punkte, die er ansprach waren z.B. dass wir Deutschen überhaupt nicht social media affin wären und die Ägypter uns in diesem Punkt meilenweit voraus. Dazu ein paar Fakten, die von den Teilnehmern getwittert wurden:
Social Media in Ägypten wesentlich verbreiteter, gerne in Facebook – man lebt dort öffentlicher #twrm Brandbuilding über Social Media
— mainfrankfurt (@TweetFrankfurt) 13. Mai 2014
‚In Ägypten konduliert man via Facebook.‘ Das war mir nicht bekannt. #twrm
— Sascha Hüsing (@Hobbbes) 13. Mai 2014
#Schwarz: Deutschland ist ein Land der Facebook-Muffler #twrm
— Ulrike Schmid (@UlrikeSchmid) 13. Mai 2014
2. Vortrag: Vodafone – Christian Rapp, Pressesprecher und Chief Social Media Officer und Martin Müller, Trainee Corporate Communication
Christian Rapp und Martin Müller erzählten uns, welche Rolle soziale Medien in ihrer Krisenkommunikation spielen.
Rückblick: September 2013: Bei einem Hackerangriff sind zwei Millionen Bankdaten von Vodafone-Kunden aber auch ehemaligen Kunden verloren gegangen. Eine Empörungswelle im Netz tat sich auf. Wie Vodafone diese Krise bewätigte, war Inhalt des Vortrags, den u.a. die folgenden Tweets gut zusammenfassen. Kurz vorweg noch eine Aussage, die ich sehr gut fand: Social Media ist keine Abteilung, sondern eine Einstellung. Genau! Und Social Media müssen abteilungsübergreifend betrachtet werden.
Die wichtigsten Aussagen aus dem Vortrag in Tweets:
Krisenkommunikation: Social media Organisation bei #Vodafone DE: Koordination durch CSMO #twrm pic.twitter.com/RfG8STQrnq
— Vesna Gudlin (@VfromG) 13. Mai 2014
In der Krise muss man von der Multi Voice Policy zurück zur One Voice Policy sagt @vodafone_de #twrm
— Juliane Benad (@JulianeBenad) 13. Mai 2014
‚Wir hatten das Glück im Unglück,dass wir die Krisenkommunikation vorbereiten konnten‘ sagt @vodafone_de auf dem #twrm
— Sascha Hüsing (@Hobbbes) 13. Mai 2014
krisenkommunikation: zuerst PM, dann blog und adäquate textbausteine für andere kanäle ableiten. #twrm
— Annika (@pippisfreundin) 13. Mai 2014
Krise: wer machts & wie? Klare Story, alle Kanäle, präzises Timing, alle Mitarbeiter #twrm pic.twitter.com/PWH4fMct8E
— stephanfink (@stephanfink) 13. Mai 2014
The big bang: koordinierte Krisenkommunikation bei @vodafone_de #twrm pic.twitter.com/XFukcHD2Es
— Vesna Gudlin (@VfromG) 13. Mai 2014
Und zu guter letzt kam dann noch:
3. Vortrag: DB Vertrieb (Personenverkehr der Deutschen Bahn) – Svea Raßmus, Teamleiterin Social-Media-Management DB Bahn
Warum mir dieser Vortrag so gut gefiel: Auf der einen Seite weil Svea Raßmus an diesem Abend die einzige Sprecherin war und wir Frauen auch gute Sprecherinnen sind, nur leider nicht so präsent und auf der anderen Seite, weil sie nicht das erzählte, was wir sowieso schon über die Deutsche Bahn und ihre Social Media Aktivitäten wussten. By the way: Unter den Teilnehmerinnen tummelten sich einige Digital Media Women, die sich ersteres auf die Fahnen geschrieben haben.
#dmwRM beim #twrm … habe die Ehre! 🙂 @JulianeBenad @absolit @PaulinaLandes @pippisfreundin @NeosLove
— Bubblebalsam (@NeosLove) 13. Mai 2014
Nun aber zurück zur Bahn.
Auf Social Media Veranstaltungen ist die Deutsche Bahn sehr präsent. Außerdem gibt es viele Artikel über die Social Media Erfahrungen der Deutschen Bahn in der einschlägigen Presse. Svea Raßmus stellte also eine neue These auf: „Wenn DB Bahn ein Lovebrand wäre“– Love Brand und Deutsche Bahn? – Das ist doch wohl ein Widerspruch an sich, oder? Wenn man von schokoladigem Brotauftrich spricht, assoziieren die Meisten natürlich Nutella. Die Turnschuhe mit dem Häkchen, klar, die sind von Nike. Svea Raßmus nannte die Marken nicht, aber es stimmt, oder? Wir haben positive Verbindungen. Und obwohl viele in ihrer Kindheit die Eisenbahn liebten und vielleicht Lokomotivführer werden wollten, stellt sich dieses positive Gefühl nicht ein, wenn wir an die Deutsche Bahn denken. Ist es überhaupt machbar für die Bahn zur Lovebrand zu werden?
Wir konnten erfahren, wer eigentlich hinter dem Twitter-Account @DB_Bahn steckt, aber auch wer die Social Media Strategien entwickelt. Ebenso spannend fand ich die Übersicht, welche Social Media Kanäle wie genutzt und welche Ziele damit verfolgt werden. Hier ein paar interessante Tweets zu diesem Vortrag:
Learning der @DB_Bahn: Statt schicker Produkte ist vor allem Service gefragt #twrm
— Fink & Fuchs PR (@FinkFuchs) 13. Mai 2014
Huhu @DB_Bahn lange nicht mehr gesehen 🙁 aber nun wenigstens auf dem #twrm pic.twitter.com/zrah3yuJkp
— Sascha Hüsing (@Hobbbes) 13. Mai 2014
Ein Mops in der neuen Kampagne von @DB_Bahn #Siegerkampagne – Katzen, Hunde, Kinder geht immer #twrm
— Juliane Benad (@JulianeBenad) 13. Mai 2014
Da! Da war er! Humor beim #twrm Die Dame von @db_bahn verrät, dass die Bahn sich anstrengt, (Reiz)Themen zu bieten: Hochwasser…
— Joerg Thoss (@jthos) 13. Mai 2014
Und dann war es 20 Uhr und die Messe wollte schließen. Deshalb kam an diesem Abend das Networking ein bisschen kurz. Entschädigt wurden wir an dieser Stelle durch die wirklich fundierten Beiträge aus der Praxis.
Zuhause angekommen, gönnte ich mir ganz bahn-like noch ein Brot mit Schoko-Aufstrich, ließ die Schuhe mit dem Häkchen aber im Schrank 😉
Zum Abschluss des Tages ein #Nutella äh Brot mit Schokoaufstrich #Lovebrand #twrm pic.twitter.com/6YQp1eJgYH
— Juliane Benad (@JulianeBenad) 13. Mai 2014
Zum Abschluss
Vielen Dank an das Orga-Team Nico Kirch, Sascha Hüsing und Stephan Fink. Macht weiter so. Es war ein rundum gelungener Abend.
Was mir aber noch unter den Nägeln brennt: In der Social Media Welt wird ja sehr oft das Social „Du“ verwendet. Geht man auf ein Barcamp, so steht fest, dass man sich duzt. Auf Twitter ist man auch meist per Du. Auf dem Twittwoch hingegen ist sehr häufig „Sie“ gefallen und das war auch beim letzten Mal schon so. Woran liegt das? Die Gründe interessieren mich sehr!
Hi Juliane,
vielen Dank für die schöne Zusammenfassung und das positive Feedback.
Gerne würde ich kurz auf Deine Frage bezüglich Sie/Du eingehen. Für mich ist es beim Twittwoch immer wieder eine Gradwanderung bezüglich „Sie“ oder „Du“. Wie Du schon so schön schreibst duzt man sich auf Twitter immer sehr schnell – auf BarCamps auch.
Beim Twittwoch Rhein-Main haben wir aber immer auch Teilnehmer, die nicht die „üblichen“ BarCamp-Gänger sind. Nicht jeder möchte direkt und ausschließlich geduzt werden. Daher siezen wir im Normalfall und springen ggf. auf das „Du“ um, wenn es passt.
Aber das ist – wie schon gesagt – immer eine Gradwanderung zwischen eingebürgertem duzen in der „Szene“ und siezen auf Grund der Höflichkeit…
Ich hoffe das bringt ein wenig Licht ins Dunkel. 🙂
Danke Nico für deinen Kommentar und ja, es bringt Licht ins Dunkel. Der Twittwoch ist doch noch ein anderes Format als ein BarCamp oder die re:publica und trotz Siezens oder Duzens kann man gute und inhaltsreiche Gespräche führen. Es zollt Respekt und auch ein Ernst-genommen-werden. Und im Zweifel ist „Sie“ immer der bessere Weg. Ich persönlich bin eine klare „Sie“-Favoritin im beruflichen Kontext und habe kein Problem zu Siezen, wenn gleich ich auch das Du vollkommen in Ordnung finde,… wenn es passt 😉
Die ersten beiden Vorträge fand ich nicht so berauschend, den von der Svea/DB dagegen sehr gut. Für uns Hobbytwitternutzer ist es auch immer befremdlich, wenn die Leute das alles so quantifizieren und auf so einer Messe wie den M-Days (die ich ansonsten super finde) mit irgendwelchen Statistiken glänzen wollen, wobei doch die tägliche Twitternutzung immer wieder zeigt, dass der Erfolg oder die Zufriedenheit beim Austausch nicht so messbar ist / keine zählbare Messgröße aufweist.
Ich bin jetzt auch seit Mai 2007 dabei und habe dieser Tage gemerkt, dass ich mit meinen vergleichsweise wenigen Tweets fast jeden Tag in dieses Twitterdingens reingeschrieben habe und es damit mehr genutzt habe als z.B. E-Mail. Für mich ist Twitter eines der nützlichsten Tools online, daher müsste es eigentlich noch viel mehr Events wie den Twittwoch geben. Beim Webmontag Frankfurt haben wir ja idR auch einen sehr aktiven Twitter backchannel während der Veranstaltung.